Dienstleistung Toolmanagement
Machen oder machen lassen?

Dr. Götz Marczinski, Geschäftsführer, CIM Aachen GmbH

Toolmanagement kommt wieder in das Bewusstsein, wenn Kostenstrukturen zu hinterfragen sind. Und wenn die Sache als Dienstleistung eingekauft wird, ist dann der Hebel nicht besonders groß? Ende Januar gibt es hierzu die nötigen Details, wenn das Zerspanseminar von CIM Aachen zum 13. Mal durchgeführt wird.

Service und Dienstleistungen rund um das Thema Toolmanagement gehören mittlerweile zum Standardangebot für moderne Fertigungsbetriebe. An erster Stelle steht dabei die Versorgungslogistik, also die Versorgung der Fabriken mit Werkzeugkomponenten. An zweiter Stelle rangiert die technologische Beratung im Rahmen der Planung und Optimierung von Fertigungsprozessen. Die operative Betriebslogistik (Montage, Bereitstellung von Komplett-werkzeugen) wird immer häufiger an spezialisierte Dienstleister vergeben. Die Expertise zur Wiederaufbereitung spezieller Werkzeuge (Stichwort CBN,..) gibt hier vielfach den Ausschlag.

Als potenzielle Anbieter kommen die Werkzeughersteller selbst, Werkzeughändler oder auch spezialisierte Dienstleister in Frage. In der zweiten Reihe stehen Lieferanten, die die Dienstleister mit der notwendigen Infrastruktur ausstatten. Dazu gehören vor allem Softwareanbieter aber auch die Anbieter sog. Ausgabeautomaten bzw. von Werkzeugschränken.

Umfrage bei den Anbietern
CIM Aachen hat bereits Ende 2008 insgesamt 38 Anbieter zu ihrem Serviceangebot befragt und qualifizierte Antworten von 27 Anbietern erhalten. Dazu gehörten

  • 19 Werkzeughersteller
  • 5 Händler und
  • 3 Automatenhersteller.

Versorgungskreislauf
Die Versorgungslogistik als Dienstleistung hat sich durchgesetzt. 30% der befragten Anbieter bieten diesen Service, wobei ausdrücklich Fremdprodukte mit einbezogen sind. Dabei ist es üblich, auch eigenes Personal zur Abwicklung der Bereitstellung vom Wareneingang bis in definierte Lagerorte (Werkzeugautomaten) bereitzustellen. In kleineren Unternehmen domi-nieren hier Händler, während sich bei größeren Unternehmen Werkzeughersteller und Händler die Waage halten.

Differenzierungen gibt es bei der Wiederaufbereitung. Während sich der Großteil der Dienstleister vor allem um die logistische Abwicklung, d. h. den Versand zum Schleifen bzw. Beschichten übernimmt, bieten einige Spezialisten den Schleifservice aus einer Hand an. Über das spezielle Schleif-Know-how und ggf. ortsnahe Servicezentren gelingt es so, mehr Zyklen pro Werkzeug zu erzielen und damit die Kosten zu senken.

Planung und Optimierung
Bei der Planung und Optimierung zeigen die Werkzeughersteller ihre Kompetenz. In Bezug auf die Optimierung des Werkzeugspektrums ist dabei klar vom Eigeninteresse auszugehen, durch die Substitution von "Fremdfabrikaten" mit eigenen Produkten den Umsatz zu steigern. Das muss nicht schlecht sein, denn schließlich wird ein Hersteller nur für seine eigenen Produkte geradestehen.

Damit ist man beim Thema Erfolgskontrolle. Der Nachweis von Produktivitätssteigerungen zu erbringen ist dabei noch vergleichsweise einfach. Schwierig wird es, den Ursache-Wirkungszusammenhang zweifelsfrei darzustellen.

In der Praxis wird deswegen fallweise zu entscheiden sein, denn die Grundsatzentscheidung gegen Werkzeug Know-how in der eigenen Arbeitsvorbereitung wird eher die Ausnahme bleiben. In klar segmentierten Bereichen ist darüber hinaus zu beobachten, dass ein Werkzeughersteller die Prozessauslegung durchführt und in der Folge auch die Werkzeugversorgung im laufenden Betrieb übernimmt. Mit der Zeit gewinnt dann aber die Logistik an Bedeutung, was in vielen Fällen den Übergang auf einen Logistikdienstleister sinnvoll erscheinen lässt.

Betriebslogistik
Die Bereitstellung von Werkzeugen bis an die Maschine, den dazu notwendigen Betrieb der Voreinstellung und ggf. des zentralen Werkzeuglagers auf externe Lieferanten zu übertragen erfordert ein hohes Maß an organisatorischer Vorbereitung. Viele Detailfragen, von der Risi-koteilung über die Verantwortung bis zur Erfolgskontrolle sind im Vorfeld zu klären. Kernthe-men sind die Organisation der Informations-Schnittstellen und die Konfliktlösung (z.B. Ursache Werkzeugbruch).

Dementsprechend bieten auch nur knapp 35% der befragten Unternehmen diesen Service an. Es ist eine klare Spezialität, für die der jeweilige Dienstleister auch die entsprechende Softwareausstattung braucht. In der Praxis wird diese Aufgabe nur im Paket mit der Werkzeugversorgung sinnvoll angeboten, weil das Thema „Reduzierung der Vielfalt“ und „Bestandsreduzierung im Werkzeugumlauf“ wesentliche Hebel sind, um ein solches Konzept profitabel fahren zu können.

 

Hilfe zur Selbsthilfe?
Eine Art der Dienstleistung wird bei aller Betrachtung gerne übersehen. Die Hilfe zur Selbsthilfe. Denn wenn sich die Dienstleistung rechnet, kann man dann die Potenziale nicht selbst erschließen? Denn Dienstleistung kann auch heißen, mit entsprechender Expertise eine Toolmanagement Systematik zu entwickeln und zur Wirkung zu bringen.

Das fängt an bei Vollservice Konzepten wie dem 30-20-10 Programm von CIM Aachen. Basierend auf detaillierten Ablauf- und Datenanalysen wird angestrebt, die Vielfalt um 30%, den Bestand um 20% und die Werkzeugkosten um 10% zu senken. Dazu gehört auch die Realisierung eines sog. Maximum-Use Konzepts. Es geht darum, die vorhandene Soft- und Hardware optimal zu nutzen anstatt das Heil in neuer Software zu suchen.

Hilfe zur Selbsthilfe kann auch in der Bereitstellung und Bestückung von Werkzeugautomaten bestehen. Die notwendige Software zur Bestandsverwaltung und zur Bestellabwicklung gehört hier meistens dazu.

Schließlich geht es um die Bereitstellung von Werkzeugdaten, ohne die kein Toolmanagement System funktionieren kann.

Hilfe zur Selbsthilfe ist in jedem Fall der Besuch des Zerspanseminars in Ulm. Ein einzigartiger Überblick über die alternativen Konzepte, einschließlich der Software.

erschienen in werkzeuge, 12/2009

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