Wachstum in der Photovoltaik-Industrie ressourceneffizient gestalten

Markus von Reden

Der Markt für Photovoltaik-Anlagen, Produkte und Dienstleistungen ist in den vergangenen Jahren überproportional stark gewachsen. Nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und China setzt der öffentliche Sektor aufgrund des stetig wachsenden Bedarfes seitens der Industrie und des privaten Sektors zunehmend auf regenerative Energien.

Die centrotherm photovoltaics AG ist einer der weltweit führenden Anbieter von Technologien und Dienstleistungen für die Photovoltaik-Industrie. Mit mittlerweile mehr als 1.300 Mitarbeitern werden an mehreren Standorten im In- und Ausland schlüsselfertige Produktionslinien und Einzelanlagen für die Herstellung von Silizium, Wafern, sowie kristalliner und Dünnschicht- Solarzellen entwickelt und gefertigt. Mehr als 90% des Umsatzes werden im Ausland, insbesondere im asiatischen Markt erzielt. Das starke Umsatzwachstum in Verbindung mit einem technologisch anspruchsvollen Anlagenbau schafft Herausforderungen beim Ressourceneinsatz vor allem in den wertschöpfenden Bereichen. Ziel ist es daher, die Ressourceneffizienz zu optimieren, Produktivitäten zu erhöhen und Durchlaufzeiten in den Inbetriebnahmeprozessen zu verkürzen.

Wertströme ermitteln
CIM Aachen unterstützt die centrotherm AG bei der Auslegung der Wertströme in Richtung optimaler Ressourceneffizienz. Dazu wurden in ausgewählten Pilotbereichen der Wertschöpfungskette (Montage, Inbetriebnahme, Versand) die Prozesse aufgenommen und die Wertströme mit ihrem Ressourceneinsatz ermittelt. Als Kenngrößen wurden die Durchlaufzeiten und der Personaleinsatz in den Inbetriebnahmeprozessen sowie die Prozesszeiten und der Output in den vorgelagerten Montageprozessen ermittelt. Dabei konnten Abweichungen zu den Planvorgaben quantifiziert und deren Ursachen beschrieben werden.

Auch wurde die Notwendigkeit der Aktualisierung der Stammdaten, insbesondere der Vorgabezeiten in den Arbeitsplänen formuliert. Direktmaßnahmen ("Quick wins"), wie z.B. mechanische Montagehilfen oder das Umwandeln von Bereitstellungsfl ächen in Produktionsflächen wurden aus der Wertstromanalyse heraus schnell und unbürokratisch umgesetzt.

Die Montage in den Fluss bringen
Der Zielsetzung folgend, den Output der Montageprozesse zu erhöhen, wurden die Montageprozesse konsequent am Wertstrom ausgerichtet und auf den geforderten, höheren "Kundentakt" hin ausgetaktet. Die Umstellung von Einzelplatzmontage auf Fließfertigung brachte die Montage der Baugruppen im Pilotbereich in den Fluss. Dabei rückte auch die Materialdisposition in den Fokus der Betrachtung, die ein zentrales Element für effizienten Ressourceneinsatz ist. Mittels Ampelsteuerung in der Vormontage wurde sichergestellt, dass die Montage nur zu den Aufträgen begonnen wird, für die das Material vollständig von externen bzw. internen Lieferanten just-in-sequence bereitgestellt wird. Die notwendigen Bereitstellungsflächen wurden unter Berücksichtigung des Kundentaktes dimensioniert. Mit dem Wertstromdesign wurde methodisch sichergestellt, dass die relevanten Mitarbeiter intensiv in die Gestaltungsarbeit ihres Verantwortungsbereichs eingebunden werden. Mit den Ergebnissen aus dem Wertstromdesign wurden Maßnahmenpläne für die untersuchten Bereiche im Hinblick auf eine zeitnahe Umsetzung des konzipierten Montagelayouts erstellt. In der Inbetriebnahme konnte durch eine stellplatzbezogene Slotplanung der Ressourceneinsatz des Personals gezielt geplant und flexibel der aktuellen Auftragslage angepasst werden.

"Die zeitnahe und strukturierte Umsetzung des Wertstromdesigns in den untersuchten Bereichen schafft die Voraussetzung für weiteres Umsatzpotenzial im Unternehmen."

Wolfgang Manich,
Produktionsleiter

Die Zukunft im Blick haben
Mit dem Wertstromdesign und den daraus entwickelten Konzepten für die untersuchten, wertschöpfenden Bereiche wurden die zentralen Bausteine für eine schlüssige Produktionssystematik bei centrotherm gelegt. Die Flexibilität, auf höhere Marktnachfragen reagieren zu können, wurde damit geschaff en.

Fazit
Mit einem konsequent am Kundentakt ausgerichteten Wertstromdesign und der aktiven Einbindung der am Wertschöpfungsprozess beteiligten Mitarbeiter wird der Grundstein für eine nachhaltige Reduzierung der Durchlaufzeiten sowie eine ressourcenoptimale Ausgestaltung des Wertstromes gelegt.

erschienen in CIM Aktuell, November 2010

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