Welchen Einfluss hat das Internet auf die IT-Strategie?

Dr. Götz Marczinski


Viel spricht dafür, dass die Bedeutung des Internets für industrielle Anwendungen einen ähnlichen Verlauf nehmen wird wie die CIM-Technologien vor 10 Jahren. Da, wo die handelnden Personen ihr Geschäft verstehen, werden Effizienzsteigerungen stattfinden. Ansonsten wird Geld verschwendet!


Die IT ist für jedes Industrieunternehmen nach wie vor „Enabler", Mittel zum Zweck. IT liefert Freiheitsgrade zur Erreichung strategischer und operativer Ziele, ist aber kein Ziel an sich. Denn die IT birgt auch die Gefahr, sich vom eigenen Geschäft zu entfernen und technologischen Träumereien nachzuhängen.
Beispielsweise wurden auf den vergangenen CEBIT neue Generationen von Handys bzw. PDAs (Personal Digital Assistant) - der Unter­schied verschwimmt -vorgestellt. Als potenziellem Kunden wird einem vorgeschwärmt, dass man mit einem solchen Ding von überall auf der Welt Zugang zum Internet hat. Als Anwendungsbeispiel wird gezeigt, wie der Preis und die Verfügbarkeit eines Buches damit ermittelt werden können. Insgesamt 48 Tasten sind zu drücken, schon weiß man Bescheid. Dass mit weniger als 10 Tastendrücken der örtliche Buchladen angerufen wäre, erschließt sich dem begeisterten Messepersonal nicht.

Was gehört zur IT-Strategie?
Die Entwicklung einer IT-Strategie erfordert grob gesprochen 6 Schritte, je drei auf der strategischen bzw. der technischen Ebene.
Auf der technischen Ebene ermög- lichen die Geschäftsprozessanalyse und die Zusammenstellung des Mengengerüstes dann das kritische Hinterfragen von „Bewährtem". Denn Strategie hat damit zu tun, die operative Bilanzhülle zur Entscheidungsvorbereitung zu verlassen. Ein altes Auto durch ein neues zu ersetzen, ist insofern nicht als
strategische Entscheidung zu bewerten. Erst nach dieser Vorarbeit kann sinnvoll bewertet werden, welche Freiheitsgrade die IT für das jeweilige Unternehmen bietet.

Welchen Einfluss hat das Internet?
Zunächst einmal ist die Frage nach dem Wettbewerb weiter zu fassen. Erscheint jemand auf der Bildfläche, der mit Hilfe der neuen Technologien im eigenen Garten wildert? Und wenn ja, wildert er nur (bis sein Venture Money alle ist), oder hat er eine tragfähige Geschäftsstrategie?
Die Geschäftsprozessanalyse ist ebenfalls unternehmensübergreifend auszudehnen. Bringen Marktplätze oder Einkaufsplattformen etwas? Was erwarten meine Kunden? Das Marketing ist in die Überlegungen einzubeziehen, sowohl hinsichtlich der Effizienz der Bereitstellung gedruckter Produktinformationen als auch hinsichtlich der Förderung der Kundenbindung durch Zusatzinformationen. Kann der Einkauf auch kleinerer Unternehmen die Vorzüge des Materialgruppenmanagements nutzen? Können der Service und das Ersatzteilwesen dichter an den Kunden gebracht werden?
Bei Suche nach möglichen Freiheitsgraden sind Shop-Lösungen, Content-Management-Systeme und Transaktionsplattformen, beispielsweise für Web-EDI, zu untersuchen. Sicherheitsaspekte sind als limitierende Faktoren und Kostentreiber zu berücksichtigen. Auch Zusatzmodule und E-Commerce Komponenten der etablierten ERP-Hersteller sind zu bewerten.
Die Hardware-Betrachtung ist insbesondere auf die Kommunikationstechnik auszudehnen. Hilft ein VPN (Virtual Private Network) der unternehmensinternen Kommunikation? Für welche Anwendungen ist ASP (Application Service Providing) eine Alternative?

Fazit
Obwohl die Komplexität der IT Strategie durch eine Vielzahl neuer Technologien und Anwendungen zunimmt, ist die Frage nach der Wettbewerbsstrategie wichtiger denn je um technologiegetriebene Investitionen zu vermeiden.
Die CIM GmbH führte unter dem Namen „CutTOOLity" ein Forschungsprojekt zur Realisierung einer Internetplattform für Präzisionswerkzeuge durch. Darüber hinaus unterstützt die CIM GmbH beim Aufbau von Online-Shops und weiteren E-Commerce-Plattformen und vermittelt in Workshops die Funktionsweise des E-Commerce.

erschienen in CIMAktuell, Mai 2001

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