Engineering mit System – Herstellkosten vor der Entstehung im Griff haben

Mario Zur, Dennis Klawitter

„Wenn wir noch einmal von vorne anfangen könnten?“ Diesem oder ähnlichen Wünschen begegnet man immer wieder, wenn es um Maßnahmen zur Kostenreduzierung geht. Denn sehr häufig sind zu diesem Zeitpunkt bereits viele Wege zur Kostenreduzierung verbaut.

Wertanalyse
In der Produktentstehungsphase sind viele Rahmenparameter jenseits der Produktgestalt, wie z. B. Standortentscheidung, Bearbeitungsalternativen („schrauben statt schweißen“) oder Entscheidungen über die Fertigungstiefe (make or buy), bereits getroffen worden. Dann bleiben in der Regel nur noch zwei Auswege: Entweder zu spät kleinere oder aufwändige Änderungen vornehmen oder noch einmal komplett von vorne anfangen.

Die Ansätze zur Kostenreduzierung werden am bestehenden Produkt mit der Wertanalyse identifiziert. So auch bei einem Maschinenbauunternehmen, das Bearbeitungsanlagen für Motorkomponenten für die Automobilindustrie in Einzel- und Kleinserie produziert. Mit der systematischen Analyse von Produktstruktur und Baugruppen wurden die entscheidenden Stellhebel zur Kostensenkung identifiziert und daraus ein Maßnahmenplan abgeleitet (Bild 1).

Die einzelnen Maßnahmenpakete wurden dann in der Reihenfolge der zu erwartenden Potenziale systematisch abgearbeitet. Und es wurden wirksame Ansätze gefunden, um Kosten zu reduzieren. Es stellt sich die Frage, hätte man das nicht schon früher machen können? Warum erst warten, bis das Kind im Brunnen liegt?

Entwicklungsbegleitende Kalkulation?
Um die Herstellkosten bereits während der Produktentstehung im Griff zu halten, ist eine einfache, flexible Lösung erforderlich, um „schnell einmal“ mehrere Szenarien gegeneinander zu vergleichen. Denn Änderungswünsche aller Beteiligten (Lieferanten, Kunden, Entwickler, Produktion) sind an der Tagesordnung. Hier die Auswirkungen auf die Kostensituation verlässlich abzuschätzen, das ist die Herausforderung. Denn ERPSysteme sind in der Regel zu starr und können solche Szenarien und Kostenreduzierungsmaßnahmen gar nicht oder nur mit sehr großem Aufwand darstellen. Und PDMSysteme haben meistens nicht die relevanten Daten zur Abbildung der Herstellkosten im Zugriff.

Abhilfe schaffen hier speziell auf die entwicklungsbegleitende Produktkalkulation abgestimmte Tools, die technisches Verständnis und betriebswirtschaftliches Know-how zur Cost Process Optimization (CPO) zusammenbringen, wie beispielsweise FACTON®. Entgegen der gängigen ERP-Vorgehensweise ist es mit dieser innovativen Software-Lösung möglich, für ein Produkt auch mit einer nicht vollständigen Datenbasis verlässliche Kalkulationsergebnisse zu erzielen.

Engineering mit System
Das bereits zitierte Beispiel des Maschinenbauunternehmens wurde im Sinne eines „Grüne-Wiese“-Ansatzes mit Hilfe der oben genannten Software begleitet. Die Handlungsfelder waren mit der Wertanalyse aus den Entwurfzeichnungen bereits definiert. Jetzt ging es darum, die Auswirkungen auf die Kosten einzelner Gestaltungsalternativen im Vorfeld zu simulieren. FACTON® spricht hier treffend von einem Digital Cost Mock Up (Bild 2)

Es zeigte sich, dass gleich mehrere der simulierten Alternativen kostengünstiger waren als die aus der klassischen, „bauchgefühlten“ Vorgehensweise. Tatsächlich ließen sich die Kosten bereits vor ihrer Entstehung eindämmen!

Aber: Ohne Referenzen für Vorgangszeiten, Personalkosten und Maschinenstundensätze, Materialkosten und andere Standortfaktoren hat man zunächst „nur“ ein Hilfsmittel, um alle relevanten Informationen zusammenzutragen. Hier die Erfahrungswerte von CIMAachen hineinzubekommen, das war die Herausforderung im Projekt.

Fazit
Je größer der Engineering-Aufwand bei der Produktentstehung und je größer die Produktkomplexität, desto größere Erfolge lassen sich mit der entwicklungsbegleitenden Kalkulation erzielen. Ist die Referenzdatenbasis bereits ausreichend gefüllt, sind auch „kleinere“ Aufgaben effizient zu lösen. Hierzu gehört im Projektgeschäft der CIMAachen:

  • Reduktion der Herstellkosten durch Vermeidung kostenintensiver Produktgestaltung (inkl. Target-Costing)
  • Frühzeitige Produktoptimierung durch technische Alternativlösungen
  • Verlässliche Kosteninformation zur Preisfindung im Projektgeschäft
  • Aktive Unterstützung des Wertanalyseprozesses
  • Renditeorientierte Wahl des Fertigungsstandortes bzw. leichtere Make-or-Buy- Entscheidungen

Im Idealfall erhält der Kunde von CIMAachen am Ende eines entsprechenden Engineering- Projektes die Software mit speziell befüllter Datenbasis, um die entwicklungsbegleitende Kostenkontrolle nicht zur Eintagsfliege, sondern zur Routine zu machen.

erschienen in CIM Aktuell, 01/2007

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