Es geht ums Ganze! Mit programmierten Geschäftsprozessen zum „Corporate Operating System”

Dr. Götz Marczinski

„Die Teile halt ich in der Hand, allein mir fehlt das geist’ge Band“, dieses Goethe Zitat war das Motto für das diesjährige „Chefseminar“. Denn die Unternehmen, die dem Ideal der „selbstschärfenden“ Organisation sehr nahe gekommen sind, haben eine Systematik aus sachlogisch aufbauenden Methoden firmenindividuell zu einer stimmigen Führungssystematik, einem sog. „Operating System“, vernetzt.

Es geht ums Ganze, nicht nur um Teilaspekte der Unternehmensführung. Und genau das war der Titel des diesjährigen Chefseminars. Jens Bünte stellte anhand des VMOS (Visteon Manufacturing Operating System) dar, wie es durch einen kombinierten Top- Down/Bottom Up Ansatz gelingt, die Menschen in einem weit diversifizierten globalen Unternehmen zu erreichen und für die kundenfokussierte Produktion zu begeistern. Um ein erfolgreiches Geschäft zu generieren, so Bünte, gilt es, alle Systemdifferenzen zu harmonisieren, ohne einen Konflikt durch zu hohe Standardisierung auszulösen.

Die Aufwertung der Arbeitsmethoden in Richtung Eigenverantwortlichkeit und das „Erlebbar Machen“ des eigenen Anteils am Erfolg des Unternehmens war das zentrale Ziel der Aktion „Frosch – Fit im Büro“ der Werner & Mertz GmbH aus Mainz, besser bekannt mit ihren Marken Erdal und Frosch.„Nach gut 2 Jahren positiver Erfahrungen und jährlichen Einsparungen im hohen fünfstelligen €-Bereich in der Produktion, galt es, dieses Wissen auf die administrativen Bereiche der Werner & Mertz GmbH zu übertragen, so Jürgen Mengele. Denn die Verwaltungen bzw. administrativen Bereiche wurden bisher diesem Optimierungsprozess so gut wie nicht unterzogen.“

Offensichtliches Paradebeispiel für ein attraktives Unternehmen ist die Würth- Gruppe. Dieter Krämer, langjähriger Wegbegleiter von Reinhold Würth, stellte in beeindruckender Weise dar, wie die konsequente Durchsetzung von klaren und einfachen Organisationsund Führungsprinzipien zum Erfolg führt. Die Seminarteilnehmer erfuhren aus erster Hand, wie die „Zwangsrituale“ ausgelegt sind, um einen Selbstläufereffekt zu erzielen.

Es geht um die Perfektion des Banalen, so Dieter Krämer in seinen überzeugenden Ausführungen. Merkwürdig, so Dieter Krämer, ist auch der Mut zur (un)zulässigen Vereinfachung, etwa um die Wachstumsziele zu erreichen. Man kann sich vorstellen, welche Konsequenzen sich für die Organisation des Vertriebs aus der einfachen Formel zur Erzeugung des Marktdrucks ergeben:
  • Je kleiner das Verkaufsgebiet, umso höher ist der Marktdruck.
  • Je weniger Produkte, umso höher ist der Marktdruck.
  • Je höher der Marktdruck, umso höher die Potenzial-Ausschöpfung.

Fazit: Hoher Marktdruck = Geringe Komplexität

Insgesamt wurde von allen Referenten bestätigt, dass nur die Unternehmen wirklich erfolgreich sind, die die Menschen im Unternehmen erreicht haben. Denn jedes Unternehmen, jede Organisation kann sich nur so verhalten, wie es die Mitarbeiter und insbesondere wie es das Management tut. Insofern reiht sich das Seminar stimmig in die seit 1997 laufende Seminarreihe „Attraktive Unternehmensstrukturen“ der CIMAachen ein. In dieser Seminarreihe geht es darum, anhand praktischer Beispiele nach Grundmustern erfolgreicher Unternehmen zu suchen. Die Trennung von Zukunftsentwicklung und Tagesgeschäft, zunächst mental auf der Führungsebene, dann auch als Organisationskriterium, stellte sich als ein wesentliches Strukturmerkmal heraus. Denn aus der Perspektive des Unternehmers ist das Unternehmen dann attraktiv, wenn das operative Geschäft zum Selbstläufer organisiert ist. Nur dann hat der Unternehmer den Rücken frei, um sich um die Zukunft zu kümmern, so Geschäftsführer der CIM GmbH Götz Marczinski.

„Und bei der Zukunftsgestaltung, so Dieter Krämer, ist der Preis Schlüsselqualifikation – und wird sträflich vernachlässigt!“ Dieses Zitat ist praktisch der Aufruf zur Gestaltung des nächsten Chefseminars im Jahr 2006

erschienen in CIM Aktuell 11/2005

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