Marktsynchron produzieren mit SAP - Eine Wahrheit, viele Möglichkeiten

Alexander Höfer

Dass die marktsynchrone Produktion ein zentraler Stellhebel ist, um wettbewerbsfähig zu produzieren, ist mittlerweile unumstritten. Doch hat man ein intelligentes und flexibles Produktionssystem entwickelt, bleibt immer noch die Frage offen: Wie erfolgt die Abbildung in SAP?

Eine gute IT-Unterstützung ist auch in der schlanken Produktion ein wesentlicher Erfolgsfaktor. SAP bietet im Standard schon einige Funktionalitäten die es zu nutzen gilt. Nichtsdestotrotz bleiben aber weiterhin einige Wünsche der marktsynchrone Produktion offen.

Das Produktionssystem – Kurze Lieferzeiten bei niedrigen Beständen
Ein wirksames Produktionssystem, das die beiden Zielkonflikte kurze Lieferzeiten und niedrige Bestände miteinander vereinigt, könnte z.B. wie in einem Kundenprojekt abgebildet werden.
kundenanonym auf Baugruppenebene erfolgen und Exoten werden auftragsspezifisch gefertigt. Dies verbindet für die Rennerteile die Vorteile einer kurzen Lieferzeit zum Markt (durch Bevorratung der Baugruppen) und eines geringen administrativen Aufwands mittels Kanban-Kreislauf für die Herstellung der Baugruppen.
Sporadisch gefragte Artikel werden auftragsbezogen gefertigt und belasten somit nicht die Bestandsituation.

SAP - Referenzmodell
Soweit, so klar. Wie wird diese Systematik informationstechnisch abgebildet? Bestände müssen geführt werden, Aufträge sind zu terminieren und zu buchen. Denn schließlich sind Vormaterialien zu bestellen, Rechnungen zu schreiben und Löhne zu zahlen.

SAP bietet als integriertes System hier eher zu viele als zu wenige Möglichkeiten. Unterschiedliche Planungsstrategien, mannigfaltige Losgrößenverfahren, Einstellungen am Materialstamm bzw. der Materialart, in der Kombinatorik eine unendliche Anzahl von alternativen Einstellungen. Grund genug für CIM Aachen, ein Referenzmodell für die marktsynchrone Produktion zu spezifizieren. Das Referenzmodell beschreibt stimmige Einstellungen und Parametrierungen in SAP für die Fertigung. Geeignet vor allem für die Einzel- und Kleinserienfertigung findet man hier Orientierung im Dschungel der Möglichkeiten. Das Referenzmodell bietet einen Weg zur Umsetzung der marktsynchronen Produktion, wie anhand einiger Beispiele deutlich wird.

Mit der Definition der Planungsstrategie wird in SAP grundlegend unterschieden ob eine Lagerfertigung oder eine Kundeneinzelfertigung verfolgt wird. Mit der Strategiegruppe 50 (Vorplanung ohne Endmontage) ist es möglich, wie im oberen Absatz beschrieben, eine Bevorratung der Rennerteile kundenanonym auf Baugruppenebene zu realisieren. Für den Kundenauftrag eignet sich das Losgrößenverfahren exakte Losgröße, oder Tageslosgröße (Transaktion MM02; Sicht Disposition 1).

KANBAN-Kreislauf implementieren
Auch zum Abbilden des KANBAN-Kreislaufs bietet SAP im Standard die dafür notwendigen Tools an. Die wichtigsten Parameter werden in einem Regelkreis festgelegt. Hierzu zählen vor allem die Anzahl der Behälter und die Menge je Behälter. In der Transaktion PKMC werden die entsprechenden Parameter gepflegt. Beide Werte müssen sich an der Wiederbeschaffungszeit orientieren und ergeben das maximale Bestandsniveau. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass die Anzahl der Behälter einem regelmäßigen Review unterliegen sollten, spätestens jedoch sobald sich die Absatzmengen signifikant verändern.

Mit der Transaktion PK13N bietet SAP die KANBAN-Tafel

Die KANBAN- Tafel an sich befindet sich unter der Transaktion PK13N. Hier sind die zentralen Informationen wie: Material, Menge, Produktionsversorgungsbereich, Status und Anzahl der Behälter sichtbar. Der Status der Behälter kann beliebig fein gesetzt werden. Für den praktischen Gebrauch reichen jedoch zwei Stati ("Voll" und "Leer") völlig aus, ggf. kann "Gesperrt" noch sinnvoll sein, wenn der Bedarf gesunken ist.

Kapazitätssituation bewerten
Um als Planer einen realen Überblick über das Kapazitätsangebot und den Kapazitätsbedarf zu bekommen, eignet sich der Kapazitätsabgleich in SAP. So kann bspw. festgelegt werden, ob Planaufträge kapazitiv wirksam werden sollen (Voraussetzung Arbeitsplan ist vorhanden) oder nicht. Die Pflege des Kapazitätsangebotes erfolgt auf Arbeitsplatzebene (Transaktion CR01) und muss aktuell gehalten werden.

Mit Hilfe der Plantafel (Transaktion CM25) kann die Reihenfolge der Fertigungsaufträge per Funktion wie: Frühester Starttermin, Rückwärtsterminierung oder Rüstoptimal, eingeplant werden. Natürlich bleibt dem Planer auch die Option, per "Drag & Drop" einzuplanen. Auch bietet sich die Möglichkeit eine Rüstmatrix zu hinterlegen.

Möglichkeiten, schlanke Prozesse in der Fertigung in SAP abzubilden, sind vorhanden. Es gilt die Möglichkeiten auszuschöpfen. Und das ist auch mit dem SAP-Standard möglich.

erschienen in CIM Aktuell, April 2010

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