Schlüssel zur Prozesskette

Hans Dieball

RFID bringt mehr Transparenz in der gesamten Supply Chain durch Speichern der Produktions- und Bewegungsdaten am Packstück und am Werkstück.

Auf einer Gesamtfläche von 1400 qm öffnet sich im Innovation Center Neuss der Metro Group dem erstaunten Besucher ein Blick in die Auswirkungen, welche die Radiofrequenz-Identifikation (RFID) auf die Lieferkette (Supply- Chain) von morgen haben wird. In über 40 Anlagen werden auf dieser Informations- und Entwicklungsplattform Anwendungsbeispiele für den Einsatz von RFID gezeigt, wie etwa bei der Kommissionierung, im Lagermanagement, im Warenhaus oder im Verbrauchermarkt. “In den Warenhäusern und Märkten des 21. Jahrhunderts geben die Kunden den Takt vor“, erklärt Dr. Götz Marczinski Geschäftsführer der Aachener CIM GmbH. Dass der Kunde den Takt vorgebe, gelte aber auch für den Industriebetrieb. Marktsynchrone Produktion ist das Stichwort. Doch pässe die RFID-Technik auch in den Industriebetrieb. Mit diesem Thema befasst sich ein von der CIM GmbH veranstaltetes “PPS Live“-Forum.

Zu den Herstellern, die mit der RFID- Technik befasst sind, zählt unter anderen auch Hewlett-Packard GmbH (Deutschland). “RFID“, so RFID-Programm-Manager Frank Knutzen, “ist eine Technologie zur berührungslosen Identifikation von Objekten, wie Paletten, Transportbehältern, Umverpackungen, Artikeln.“ Erforderliche Basiskomponenten sind der Transponder (Transmitting Responding), auch RFID-Etikett, -Chip, -Tag, Label oder Funketikett genannt, die Sende- Empfangseinheit, auch Reader genannt, sowie die Integration mit Servern, Auswerteeinheiten oder Systemen wie etwa Kassen-, Warenwirtschafts- oder ERP-Systeme. RFID-Herzstück ist der Transponder, ein winziger Computerchip mit Antenne, eingebettet in ein hauchdünnes Etikett zum Anbringen auf dem betreffenden Objekt. Er enthält den Elektronischen Produktcode (EPC), in dem laut Knutzen, zum Beispiel abgelegt sein können: Europäische Artikelnummer (EAN), Seriennummer, Identifizierung der Verpackung oder Mehrwegverpackung. Im industriellen Sektor können es Produktionsdaten sein. Lässt sich der Transponder nicht mehrfach verwenden, so muss sein Preis angemessen sein. Wilfried Kanzok, Leiter Future Store Initiative Sonderprojekte der Kaufhof Warenhaus AG, Köln, hat seine Erfahrungen: bis zu 50 Cent für den Transponder seien indiskutabel, 16 Cent hält er für einen Schwellenwert, anzustreben seien etwa 10 Cent. “Wer Prozesse und Abläufe verbessern will, kommt nicht ohne den Einsatz moderner Technologien aus“, erklärt Marczinski. Wie sehr es sich lohnen kann, RFID in der Produktion einzusetzen, zeigt eine neuere Untersichung von Siemens Business Service im Amberger Gerätewerk ARD (Automation and Drives) auf. Dabei wurde die Montagelinie für elektronische Schaltgeräte (Schütze) unter die Lupe genommen. “Die Investition von rund 150 000 Euro in die RFID Technologie hatte sich bereits im zweiten Betriebsjahr der Anlage amortisiert“, stellt dazu Peter Segeroth von Siemens Services Consulting als Ergebnis fest. Und Klaus Bleisteiner, bei A&D für die Konstruktion der Produktlinie verantwortlich, fügt hinzu: “RFID verbessert die Qualität der Produkte und die Auslastung der Anlage.“ Mehr als 10 000 Schütze werden dort täglich in Hunderten von Varianten vollautomatisch zusammengebaut, jeder auf einem Kunststoffträger montiert. Ein darauf angebrachter, wieder beschreibbarer Chip enthält dann als “Data-on-Tag“ die jeweils auftragsgenauen Produktionsdaten. So kann man sogar auf eine sonst erforderliche Datenbank (einschließlich Ausgabegeräten) für die Produktionssteuerung verzichten.

erschienen in Maschinenmarkt, Juni 2006

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