Wenn nicht jetzt – wann dann?
In der Flaute Ordnung für das Toolmanagement schaffen

Dr. Matthias Müller

Um ein Toolmanagement-System zur Wirkung zu bringen, sind organisatorische Vorarbeiten notwendig, für die in Boomzeiten keiner Zeit hatte. Jetzt ist die Zeit da. Deswegen macht es Sinn, sich heute mit diesem Thema auseinanderzusetzen, darin waren sich die 40 Teilnehmer des diesjährigen »Zerspanseminars« einig.

Dass die Krise nicht vor der Fertigung Halt macht, zeigten auch die Teilnehmerzahlen beim Seminar »Wirtschaftliches Zerspanen«. Machten sich im letzten Jahr noch über 80 Fertigungsexperten auf den Weg nach Ulm, waren es in diesem Jahr knapp die Hälfte. Umso intensiver war der Erfahrungsaustausch mit den in das Veranstaltungskonzept integrierten Systemanbietern.

Kapitalbindung pragmatisch reduzieren
Den Schwerpunkt des Impulsvortrags legte Dr. Müller auf die Reduzierung der Kapitalbindung. Was lässt sich schnell und mit »Bordmitteln«, ohne Investition in neue Software erledigen? Als zentrale Punkte bieten sich die

  • Bereinigung der Werkzeugvielfalt und die
  • Optimierung der Dispositionsparameter an.

In enger Zusammenarbeit mit der Anwendungstechnik ist sowohl die Vielfalt bei der Geometrie als auch die der Schneidstoffe zu hinterfragen. Am Beispiel konkreter Projekte zeigte Dr. Müller, dass für die effiziente Schneidstoffverwaltung keine spezielle IT-Lösung erforderlich ist.

Für die Bestandsoptimierung sind dann die klassischen Parameter Sicherheitsbestand und Bestellmenge zu hinterfragen. Sind die eingestellten Wiederbeschaffungszeiten und Reichweiten noch aktuell? Weil auch diese Aufgabe mit der bestehenden IT, ganz pragmatisch sogar mit Office-Programmen, durchgeführt werden kann, sind so schnelle Effekte zu erzielen.

Erfahrungswerte nutzen
Am Beispiel des Geschäftsbereichs Pumpen der Oerlikon-Barmag wurde deutlich, wie durch die Optimierung der Werkzeugorganisation die Anzahl der Werkzeugwechsel deutlich reduziert werden konnte. Systemtechnisch wird dazu das BMO-Modul des NC-Systems der Firma Exapt eingesetzt.

Als Baustein des »Digital Manufacturing« bei der Krones AG wurde eine durchgängige Lösung für den Werkzeugkreislauf auf Basis von TDM Systems gezeigt. Vor dem Hintergrund der gewandelten Fertigungstechnologien war der Einsatz eines modernen Toolmanagement-Systems wichtig, erläuterte Heinz Wührer-Kirner.

Um Innovation in der Großteilefertigung bei der Kempten Manufacturing GmbH (KMF) zur Wirkung zu bringen, war eine pragmatische Lösung für das Toolmanagement erforderlich. Das System sollte einfach an den gewünschten Ablauf anzupassen sein, so eine zentrale Forderung von Michael Warta, dem technischen Leiter des ehemaligen Maho Werks. Mit WinTool der Datos AG sind diese Forderungen erfüllt worden.

Zum Abschluss erweiterte Dr. Hoppe vom Presswerk Krefeld (PWK) die Perspektive auf potenzielle Dienstleister. Die günstige Gelegenheit, die Werkzeugversorgung praktisch von der Grünen Wiese aus zu planen, wurde zur Einführung entsprechender Bereitstellautomaten genutzt. Auf diese Weise ist der für das Presswerk relativ neue Bereich der Zerspanung so transparent gestaltet worden, dass Prozessoptimierungen anhand der Verbrauchsparameter der Werkzeuge indiziert werden konnten.

Datenlogistik angehen!
Als roter Faden zog sich der Aufwand zur Datenerfassung durch die Praxisbeispiele. Ob es um die Abbildung der Komplettwerkzeuge bei Barmag, den Aufbau der Datenbank bei der Krones AG oder die Strukturierung der Einstellblätter bei KMF ging, der Hinweis auf den nicht zu unterschätzenden Aufwand fehlte in keinem Beitrag.

Sogar, so Dr. Hoppe, für die »paar Werkzeuge « (es ging um 60 Komponenten zzgl. Zubehör) waren mehrere Wochen notwendig. Denn es reicht nicht, nur »ein paar Daten einzuklimpern.« Die Struktur muss sachgerecht vorbereitet werden, die Möglichkeiten zur (zukünftigen) Datenbereitstellung seitens der Kunden sind zu berücksichtigen und die Relationen von Komponenten zu Komplettwerkzeugen bzw. zu Werkstücken sind abzubilden. Arbeiten, für die in der Flaute Zeit wäre. Packen Sie’s an! Wir helfen gerne.

erschienen in CIM Aktuell, 01/2009

Bewerbung