Produktionscontrolling – Kennzahlen für eine leistungsfähige Produktion

Termin:
25. September 2013

Ort:
Atrium Hotel, Mainz

Veranstalter:
CIM Aachen GmbH

Nachbericht zum Seminar „Produktionscontrolling – Kennzahlen für eine leistungsfähige Produktion“

„Kennzahlen für eine leistungsfähige Produktion“ war das Thema der diesjährigen Veranstaltung aus der Seminarreihe „Kennzahlengestützte Unternehmensführung“ der CIM Aachen GmbH. Mehr als 60 (!) Teilnehmer nahmen die Gelegenheit wahr, sich auf Basis der vorgestellten Praxisbeiträge ein Bild über wirksames Produktionscontrolling zu machen. Der rege Erfahrungsaustausch zwischen Teilnehmern und Referenten belegte die hohe Aktualität des Themas.

Mario Zur, Senior Consultant der CIM Aachen GmbH stellte im Impulsvortrag die wesentlichen Kennzahlen zur sinnvollen Bewertung der Fabrikleistung vor. Um gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Fabrikleistung einleiten zu können, ist die schonungslose Betrachtung der „nackten“ Realität anhand klar definierter Kennzahlen notwendig. Beim Aufbau einer Kennzahlensystematik wies Zur darauf hin, dass effizientes Controlling sich nicht im Aufwand für die Generierung der Reports, sondern in der Umsetzung der daraus abgeleiteten Maßnahmen widerspiegeln sollte. Mit den CIM Aachen Business Intelligence-Applikationen lässt sich Transparenz schaffen und  Aufwand reduzieren.

„Kleine Stückzahlen und eine hohe Variantenvielfalt stellen besondere Anforderungen an ein effizientes Produktionscontrolling“, machte Ulrich Marl, Geschäftsführer der Lenord, Bauer & Co. GmbH aus Oberhausen in seinem Vortrag deutlich. Wirksame Kennzahlen müssen die betrieblichen und gesellschaftlichen Rahmen-bedingungen (wie z.B. Auslastungsschwankungen, Bioleistungskurve der Mitarbeiter, etc.) hinreichend berücksichtigen. So geben oftmals stunden- oder mitarbeitergenaue Kennzahlen ein falsches bzw. verzerrtes Bild der tatsächlichen Leistung einer Produktionseinheit wieder. Bei Lenord, Bauer & Co. wurde die Kennzahlensyste-matik in der Produktion für die drei Bereiche  „Planung/Methode“, „Material“ und „Mensch/Equipment“ aufgebaut. Das Reporting der Kennzahlen (z.B. Auftragsrückstand, Leistungsgrad, verfügbare Kapazitäten) erfolgt IT-gestützt über BaaN und wird bis zu 2mal täglich aktualisiert und teilweise über Großbildschirme in der Produktion visualisiert.

Wie mit Hilfe geeigneter Methoden und Hilfsmittel der Weg von der Informationsflut zum Wissenstransfer gelingen kann, zeigten Frieder Dechant und Andreas Daniel von der Carl Zeiss Sports Optics GmbH aus Wetzlar. Daniel postulierte die Transparenz und darüber hinaus eine sinnvolle Kennzahlensystematik, die die Wirksamkeit der Prozesse auch in Euros abbilden kann. So wurde zunächst ein tagesgenaues Reporting der Qualitätskosten und ihrer Ursachen eingeführt, um die Verschwendung durch Nacharbeit und Ausschuss nachhaltig zu reduzieren. Über ein Cockpit (One Pager) als Basis für das Produktions-Briefing werden die wesentlichen Kennzahlen (z.B. Verlauf Fertigwarenbestand, Bedarfsunterdeckung, etc.)  tagesgenau abgebildet. Eine teilautomatisierte Erstellung der Monatsberichte bringt mehr Zeit für die Interpretation der Sachverhalte und der Aushang in der Fertigung die gewünschte Transparenz für alle Mitarbeiter.

Dass der OEE (Overall Equipment Effectiveness) oder auch GAE (Gesamtanlageneffektivität) sowohl Effizienz- als auch Effektivitätsverluste  in der Produktion in einer zentralen Kennzahl vereinigt, stellte Dr. Stephan Wittkop, Leiter Projektcontrolling bei der Hauhinco GmbH & Co. KG aus Sprockhövel vor. Für die Ermittlung der Kennzahl werden die Soll-/Ist Zeiten, die Übersicht über den Ausschuss sowie der Soll-/Ist Vergleich der produzierten Stückzahl aus dem ERP-System benötigt. Dabei sind u.a. die Daten- und Rückmeldedisziplin und letztlich der Wille der Mitarbeiter entscheidende Voraussetzungen für die richtige Ermittlung der Kennzahl. Unterstützung bei der Datenaufbereitung und dem Reporting bietet dabei eine angepasste BI-Software, die zusammen mit dem Anbieter dem bei Hauhinco eingesetzten ERP-System realisiert wurde. Aus Erfahrung warnte Wittkop vor der „Schnell-Start-Garantie“ vieler Anbieter, da Anpassungen der BI-Software und der Berichte in der Regel erforderlich sind.

Zum Abschluss der Veranstaltung referierte André de Windt von der Reifenhäuser Extrusion GmbH & Co. KG aus Troisdorf. Für ihn stehen hinter dem Erfolg einer effektiven Produktionssteuerung zunächst eine klare Strategie und die gelebten Werte im Unternehmen, wie z.B. Offenheit und die Kommunikation. Mittels einer Kommunikationspyramide werden Produktionskennzahlen zu Terminen, Qualität und Produktivität nach oben und unten berichtet. Zur nachhaltigen Verbesserungen der Kennzahlen werden die Werkzeuge des Lean Manufacturing konsequent eingesetzt und dabei nicht nur im Bereich der Produktion, sondern auch in der Konstruktion und Verwaltung. „Lean verkörpert dabei die operative Umsetzung der „0-100-30-40“ Strategie (0 Fehler, 100% Termintreue, 30% Kostenreduzierung, 40% Umsatzsteigerung)“, so de Windt. Durch das Einrichten von Infoecken in der Produktion und die Visualisierung an den Maschinen können sich alle Mitarbeiter tagesgenau über den Status in ihrem jeweiligen Produktionsbereich informieren.

Als Fazit betonte Ingo Laqua vom Gastgeber CIM Aachen, dass der Zweck einer Kennzahl erst dann erfüllt ist, wenn sie auch von allen Mitarbeitern verstanden, akzeptiert und gelebt wird. Gemäß dem Motto „Keine Angst vor negativen Kennzahlen“ ist der ehrliche und offene Umgang auch mit schlechten Zahlen die Basis für richtig verstandenes Produktionscontrolling  und der Ausgangspunkt für eine nachhaltige Steigerung der Fabrikleistung. Um den Aufwand weg von der Datenerfassung hin zur Interpretation der Kennzahlen, d.h. zum eigentlichen Controlling zu bringen, bieten sich moderne BI-Lösungen an. Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Einführung ist die Erstellung eines Lastenhefts, das die unternehmensspezifischen Anforderungen für ein effizientes Produktionscontrolling abbildet.

CIM Aachen danken den Referenten und Teilnehmern für ihre Beiträge zu einer ausgesprochen gelungenen Veranstaltung.

Tagungsleitung

Laqua, Ingo
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