LEAN ADMINISTRATION - Ballast abwerfen, wenn es nach oben gehen soll!
Ingo Laqua
Mit der Wertschätzung des Kunden als Maßstab für die Wertschöpfung sind auch die Strukturen in den administrativen Bereichen zu hinterfragen; denn hier "sitzt" im wahrsten Sinne des Wortes ein Fixkostenrisiko. Lean Administration ist das Gebot der Stunde, wenn es heißt, die Prozesse in indirekten Bereichen sind auf den Kunden auszurichten.
Lean Administration setzt bei der Analyse von Abläufen in Vertrieb, Konstruktion, Einkauf oder Buchhaltung an. Dabei geht es mehr als um 5S im Büro. Es wird hinterfragt, was eigentlich die Produkte im Prozess "order-to-cash" sind, wo die Verschwendung im Prozess "purchase-to-pay" steckt oder wie sich die Produktivität in der Entwicklung ("concept-to-launch") messen lässt. Und das sind Managementaufgaben.
"Produkte" der Administration
Die Vermeidung von Verschwendung
beginnt naturgemäß bei der Definition
der Wertschöpfung. Und da beginnen in
der Administration bereits die Probleme.
"Produkte" der Administration sind
alle Informationen, für die es einen
entsprechenden Kundenkreis gibt. Unterteilt
werden diese noch einmal in Produkte
für externe Kunden (Auftragsbestätigung, Bestellung etc.) und interne Kunden
(Arbeitsplan, Reports etc.). Das heißt im
Umkehrschluss, dass z.B. die Erstellung
von Reports, für die es keine Kunden gibt,
Verschwendung ist.
Arbeiten, die nicht unmittelbar der Produkterstellung dienen, unterteilen sich in nicht wertschöpfende Tätigkeiten und Verschwendung. Während erstere, wie z.B. Besprechungen, soweit wie möglich zu reduzieren sind, gilt es Verschwendung, analog zu den 7 Arten der Verschwendung in der Produktion, vollständig zu vermeiden.
Verschwendung identifizieren
Mit der Produktdefinition wird es
möglich, die Potenziale der Administration
eindeutig zu bewerten. In der Praxis erfolgt
dies über eine Tätigkeitsstrukturanalyse,
mit der der Aufwand für eine Tätigkeit
prozessübergreifend ermittelt wird.
Im Ergebnis stellt man beispielsweise fest, dass der Aufwand für den Prozess Fertigungsplanung 8,3 Mannjahre beträgt, in gleichnamiger Abteilung jedoch nur 3 Mitarbeiter angesiedelt sind. Hintergrund eines solchen Ergebnisses sind dann weitere Abteilungen und Mitarbeiter, die Fertigungsaufträge umplanen oder neu planen. Das Ausmaß der Verschwendung wird somit transparent.
Administrative Prozesse optimieren
Mit Definition von Produkten und
Potenzialen werden dann die Prozesse nach
dem klassischen EKUV-Prinzip (Eliminieren,
Kombinieren, Umstellen, Vereinfachen)
optimiert. Neben dem Wegfall vollständiger
Prozessschritte oder deren Vereinfachung,
z.B. durch Einrichten von Workflows für
aufwändige Freigabeprozeduren oder
der Einführung von Standards für die
Auftragserfassung, gehört hierzu die
Detailoptimierung einzelner Tätigkeiten,
wie z.B. der Aufwandsreduzierung für die
Auftragserfassung in der IT. So kann alleine
hier häufig der Aufwand für das Anlegen
eines Auftrags halbiert werden.
Methoden des Lean Management anwenden
Die Prozessoptimierung greift auf die
Methoden des Lean Management zurück.
Die zur Anwendung kommenden Methoden
müssen aber nicht modern sondern wirksam
sein. So kann z.B. ein FIFO-Prinzip für die
Konstruktion ebenso sinnvoll sein wie ein
one-piece-flow in der Auftragsabwicklung.
Häufig besitzen aber klassische Methoden,
wie z.B. die Bildung eines Auftragszentrums,
einen größeren Stellhebel für mehr Effizienz.
5S-Workshops haben somit eher den
Charakter einer Initialzündung und dienen
der Motivation der Mitarbeiter.
Fazit
Letztendlich geht es bei Lean
Administration darum, Produktivitäten zu
steigern und Durchlaufzeiten zu reduzieren.
Welche Methoden dabei zum Einsatz
kommen ist sekundär, solange sie den
gewünschten Erfolg erzielen. Und da sind
Produktivitätssteigerungen von bis zu 30%
keine Seltenheit, solange das Management
dahinter steht.
erschienen in CIM Aktuell, April 2010