PPS.PRAXIS: Lean Production 2.0

Die IT im Lean Production-Umfeld

Termin:
04. Juni 2008

Ort:
Aachen

Veranstalter:
CIM Aachen GmbH

Nachbericht zum Seminar „PPS.PRAXIS: Lean Production 2.0“

Ingo Laqua, CIM Aachen GmbH
Die CIM Aachen GmbH griff in ihrem Impulsvortrag die Problematik auf, dass viele Unternehmen nicht in ausreichendem Maße die Kundenwünsche in Bezug auf Lieferfähigkeit und -flexibilität berücksichtigen. Dabei ist die marktsynchrone Produktion der zentrale Stellhebel für langfristigen Unternehmenserfolg. Erreicht wird dies durch individuelle Produktionssysteme, die auf Basis von Produkt- und Produktionsstruktur die zentralen Stellhebel effiziente Prozesse definieren. Der IT kommt dabei die Rolle zu, diese Prozesse im Bedarfsfall zu unterstützen. Wie Produktionssysteme effizient aufgebaut werden und unter welchen Rahmenbedingungen IT als Enabler für schlanke Prozesse zu sehen ist, zeigt der Vortrag auf.

Achim Olkner, Lenord & Bauer
Lenord + Bauer, Hersteller von Automationstechnik, musste aufgrund langer Lieferzeiten und einer Termintreue von unter 50% bereits erste Auftragsverluste verzeichnen, als man sich entschloss, die Unternehmenspro-zesse wertstromorientiert am Kundenbedarf auszurichten. Hierzu wurde auf die bereits vorhandene, intelligente Produktstruktur zurückgegriffen, die die Basis für die Festlegung von Supermärkten und differenzierten Steuerungsalgorithmen war. So werden einzelne Module heute bspw. kostenoptimiert vorgefertigt, während die Endmon-tage terminoptimiert (= Planung gegen unbegrenzte Kapazität) hierauf zugreift. Die Termin-treue konnte somit auf 95% gesteigert werden. Die neu definierten Prozesse wurden vollständig in BaaN abgebildet. Erforderlich war hierzu aber neben der Anpassung diverser Materialstammdaten und Dispositionsparameter auch eine Reorganisation der Zugriffsrechte.

Alan Newbegin, RollsRoyce
RollsRoyce setzt schon seit vielen Jahren auf „mehr Mitarbeiterlogik statt Computerlogistik“. Basis für die Reorganisation im Werk Oberursel war die Forderung des Managements nach einer „40-day-engine“, wonach ein vollständiges Triebwerk innerhalb von 40 Tagen zu fertigen war. Durch diese deutlich reduzierte Durchlaufzeit sollten insbesondere die Bestände, und damit das Working Capital, nachhaltig reduziert werden. Erreicht wurde dies durch schlanke Prozesse, deutlich reduzierte Losgrößen (=1), Zellendesign sowie eine intelligente Vernetzung und Steuerung der Produktionsprozesse. SAP wird heute in erster Linie nur noch zur Bestandsführung genutzt (Material in Fertigung und Rückmeldung nach vollständiger Fertigmeldung). Alle weiteren Zwischenschritte werden heute mit Lean Management-Tools wie bspw. ein Heijunka-Board, gesteuert.

Dr. Daniel Spielberg, SUSPA Holding GmbH
Dr. Spielberg zeigt am Beispiel des Business Segments Powered Systems, wie schnell und pragmatisch Erfolge bei der systematischen Prozessumgestaltung zu erzielen sind. Hintergrund war bei SUSPA, dass das vorhandene Produktionssystem (1.0) nicht ausreichend die unterschiedlichen Anforderung der Business Segmente berücksichtigte. Demzufolge wurde im Bereich Powered Systems der bottom-up-Ansatz zur Neuausrichtung des Produktionssystems gewählt. Hierbei haben die Mitarbeiter und Fertigungsverantwort-lichen innerhalb eine Woche die Montage vollständig wertstromorientiert ausgerichtet, wodurch die Wertschöpfung deutlich gesteigert und die Bestände halbiert werden konnten. Der Einsatz entsprechender KANBAN-Tafeln ersetzt eine aufwändige Kapazitätsplanung in SAP.

Hans-Helmut Graef, SAP AG
Hans-Helmut Graef zeigt in seinem Beitrag am Beispiel KANBAN auf, dass SAP durchaus in der Lage ist, schlanke Prozesse zu unterstützen. Schlank heißt in diesem Fall, dass mit Hilfe des elektronischen KANBAN Prozesse (bspw. zum Nachfüllen von Behältern) automatisch angestoßen werden und vollkommen beleglos durch die Fertigung laufen. Erreicht wird dies durch zweimaliges Scannen der KANBAN-Behälter, die einmal auf „voll“ und einmal auf „leer“ gesetzt werden. Selbst dieser Prozess kann noch durch Einsatz der RFID-Technologie weiter vereinfacht werden, indem die Behälter einfach durch entsprechende Gates gefahren werden. IT-unterstützes KANBAN besitzt zudem den Vorteil der Transparenz, bspw. bei hallen- oder werkübergreifenden Prozessen. SAP versteht sich deshalb in diesem Zusammenhang als „Lean Enabler“, der schlanke Prozesse nicht nur unterstützt sondern auch noch weiter verschlankt.

Tagungsleitung

Marczinski, Götz
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