17. Chefseminar: Fabrikleistung wirksam steigern

Schlank! Automatisiert? Autonom??

Termin:
26. März 2014

Ort:
Hotel Kasteel Bloemendal, Vaals (NL)

Veranstalter:
CIM Aachen GmbH

Nachbericht

Bieten die unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ diskutierten Technologien Freiheitsgrade, um die Fabrikleistung zu steigern? Oder wird hier nur die „nächste Sau“ durchs Dorf getrieben? In jedem Fall war „Industrie 4.0“ das Stichwort für das diesjährige Chefseminar der CIM Aachen GmbH. Im kleinen, erlesenen Kreis näherten sich knapp 20 Führungskräfte aus mittelständischen Unternehmen diesem Thema. Denn nichts ist so beständig wie der Wandel, und das gilt auch für den Fabrikbetrieb.

Der erste Halbtag des Seminars widmete sich der grundsätzlichen Einordnung des Begriffs Industrie 4.0 in das Konzert der methodischen Ansätze zur Steigerung der Fabrikleistung. Die beiden Pole „hochautomatisiert“ bzw. „schlank mit Bordmitteln“ wurden durch je einen Praxisbeitrag herausgearbeitet. Der Workshopteil des Seminars am 2. Halbtag widmete sich zunächst der Messung der Fabrikleistung mit Kennzahlen und den methodischen Ansätzen zur systematischen Leistungssteigerung.  Dann wurden Hintergründe und Technologien zur Industrie 4.0 dargestellt. Als moderierte Gruppenarbeit wurde dann der Brückenschlag von den Technologien zu den Produktivitätseffekten geschlagen.

Nach knapp 2-stündiger Diskussion herrschte Konsens, dass für den Mittelstand zwei Suchfelder für Anwendungen der Industrie 4.0 interessant sind.
1.    Mit der Möglichkeit, Produkte zu „Cyber Physical Systems“ zu machen bzw. mit diesen kommunizieren zu können, bieten sich ggf. neue Geschäftschancen
bzw. veränderte Geschäftsmodelle.
2.    Im Kontext der Fabrikleistung können die neuen Technologien wertvolle Hilfe leisten, zeitnah und ohne manuelle Aufwände ein aktuelles Bild über den
Zustand der Fabrik zu erhalten.

Das Seminarformat, zu dem auch das gemeinsame Abendessen mit entsprechenden Möglichkeiten zum bilateralen Gedankenaustausch gehört, hat sich wieder bewährt. „Nur schade, dass die gemütliche Hotelbar diesmal geschlossen war“, so der einzige Kritikpunkte eines Teilnehmers.

Schlank! Automatisiert? Autonom??
Der Titel des Impulsreferats von Dr. G. Marczinski ist im Prinzip auch gleich das Fazit. Denn, positiv am Begriff Industrie 4.0 ist der breit angelegte Ansatz, der, wenn als Rahmen verstanden, durchaus Orientierung bieten kann. Der Begriff „Revolution“ ist aber fehl am Platz. Erstens, so Marczinski, die industrielle Entwicklung vollzieht sich seit dem Fließband evolutionär. Fortschritt findet im „Raupenschritt“ statt. Mal liegt die Technologie vorne, dann wieder die Systematik bzw. das Führungsprinzip. Zweitens: Die oft beschworenen Paradigmenwechsel finden viel seltener statt, als propagiert wird. So ist das Lean Management ohne die Methoden des Scientific Management nicht denkbar.

Aus der Praxis berichtete Ralf Diener, technischer Leiter der Paul Hettich GmbH & Co. KG aus Kirchlengern über die Chancen und Risiken, über einen hohen Automatisierungsgrad das Produktivitätsniveau auf Top Level zu bringen und zu halten.

Einen anderen Ansatz hat die Fränkischen Industrial Pipes GmbH & Co. KG aus Königsberg gewählt. In den Werken wird, so Guido Wey, Geschäftsführer bei der „Fränkischen“, die lokale Exzellenz mit dem „klassischen“ Lean Baukasten gesichert. Auf der strategischen Ebene wird geklärt, welche Technologien an welchem Standort installiert werden. Der „global footprint“ muss stimmen, um prozesssicher weltweit lieferfähig zu sein, so Wey.

Chefseminar2014_NachberichtIntensive Diskussion in kleinem Kreis: Das Format des Chefseminars hat sich bewährt!

Ingo Laqua, Geschäftsführer der CIM Aachen GmbH zeigte anhand von drei Beispielen anschaulich, dass die Ansätze zur Steigerung der Fabrikleistung vom Fertigungstyp abhängen. Für kapitalintensive Betriebe, wie beispielsweise die Getränkeabfüllung, spielt der Overall Equipment Efficiency die zentrale Rolle. Wohingegen für einen Verarbeitungsbetrieb von Edelmetallen das Working Capital im Fokus steht. Für montageintensive Betriebe steht die Personalproduktivität im Vordergrund. Der strategische Imperativ für die Fabrikleistung? „Kennen Sie ihre installierte Kapazität!“ so Laqua.

Prof. J. Berlak, Geschäftsführer der software4production GmbH verschaffte einen sachlichen Überblick über Hintergründe und Technologien der Industrie 4.0. Dass sich damit Geschäftsmodelle ändern (können), wurde schnell klar. Was der Anwender davon hat? Das ist genau zu hinterfragen, um nicht in eine technikverliebte Komplexitätsfalle zu laufen, wie dies „seinerzeit“ bei den CIM-Technologien passiert ist. Doch genau dem zentralen (und nie erreichten) Ziel von CIM, der integrierten Datenverarbeitung in der gesamten Prozesskette, können wir mit Industrie 4.0 einen entscheidenden Schritt näher kommen, so Berlak.

Tagungsleitung

Dr. Götz Marczinski, Geschäftsführer, CIM Aachen GmbH

Zielgruppe

Geschäftsführer (Gesellschafter) mittelständischer Unternehmen, Führungskräfte aus den Bereichen Produktion, Industrial Engineering und IT, Fabrikplanung, Fertigungsplanung und –steuerung, Querdenker aus anderen Unternehmensbereichen
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