Arbeitskreis LEAN ADMINISTRATION: Die wahren Potenziale erkennen und heben
Ingo Laqua
Lean Management im Büro? Schränke und Schubladen aufräumen (5S), Prozessstandards definieren oder mit Single Point Lessons den Mitarbeitern erklären, wie der Kopierer funktioniert. So einfach ist das? Wer die wirklichen Potenziale in der Administration heben will, muss tiefer gehen.
Aufbruchstimmung schaffen
Bei der Auftaktsitzung zeigte die KHS GmbH
eindrucksvoll, wie durch die frühzeitige
und aktive Einbindung der Mitarbeiter
die Grundlage für ein erfolgreiches Lean-
Admin-Projekt geschaffen wird. Frederic
Nitka, zuständiger Projektleiter der KHS,
betonte, wie wichtig es ist, mit einfachen
Mitteln wie dem gemeinsamen Auf- und
Ausräumen der Büros und dem Festlegen
zukünftiger Ablagestandards die Grundlage
für ein solches Projekt zu schaffen.
Zu den Rahmenbedingen, die im
Vorfeld zu klären sind, gehört aber auch
die Kommunikation des Projektziels.
Komplexität reduzieren
Ein wesentlicher Treiber des administrativen
Aufwands ist die Sortimentsstruktur. Wird
diese (wie in den meisten Fällen) nicht
regelmäßig bereinigt, beschäftigen sich
Vertrieb, Konstruktion, AV und Einkauf mit
C-Artikeln die (ausschließlich) an C-Kunden
gehen. Demzufolge war dieses Thema neben
der Prozessoptimierung ein zentraler Aspekt
bei der Sitzung zum Thema "order-to-cash".

Zur Reduzierung der Komplexität gehört auch die Überarbeitung der vorhandenen Produktstruktur im Prozess concept-to-launch, der Thema der Arbeitskreissitzung im September war. Das Zugreifen auf standardisierte Baugruppenmodule und Komponenten reduziert den Aufwand in Konstruktion, Einkauf und AV nachhaltig. Wer hier jedes Mal das Rad neu erfindet, wird immer erhebliche Aufwände haben, die auf dem Papier zunächst sogar wertschöpfend sind.
Prozesse optimieren
Bei der Optimierung der Auftragsabwicklung
selbst, exemplarisch durchgeführt bei der
RAG, wurde die Bedeutung der Produktdefinition
klar. Wenn es gelingt,
die "Produkte" der Administration
klar zu beschreiben,
dann kann Verschwendung
eindeutig von Wertschöpfung
getrennt werden.
Auch der Flussfaktor, der die
Bearbeitungszeit zur Durchlaufzeit
ins Verhältnis setzt,
ist dann für die Administration
zu greifen. So zeigte
Detlef Thoben, Geschäftsführer
der Tetra GmbH,
dass er mit einem ARIS-Tool Prozessdaten aus SAP extrahieren und damit
nachvollziehen kann, wann und wie lange an
einem Auftrag gearbeitet wurde. Der Flussfaktor
kann somit als zentrale Kenngröße für die
Prozessoptimierung herangezogen werden.
"Die Mitarbeiter müssen sehen, dass sich etwas verändert und aktiv daran mitarbeiten. Nur so wird gewährleistet, dass das Projekt zum Selbstläufer und nicht als von oben verordnet angesehen wird."
Frederic Nitka
zuständiger Projektleiter, KHS GmbH
Nachhaltigkeit sichern
Das Schaffen von Standards wurde auch im
Rahmen der Sitzung zum Thema "purchase-to-
pay" bei der Leopold Kostal GmbH & Co.
KG thematisiert. Hier wurde exemplarisch
der Einkauf externer Dienstleister bei Kostal
in einer Prozessanalyse diskutiert und
Vorschläge für die Standardisierung der hierfür
benötigten Informationen und Formulare
besprochen. "Die Einführung von Standards
ist elementare Voraussetzung zur Sicherung
von Nachhaltigkeit und langfristigem Erfolg"
so Dr. Cornelius Arendt, Leiter Quality und
HSE bei der Rhenus Lub GmbH & Co KG.
IT verschlanken
In der letzten Arbeitskreissitzung wird
Lenord, Bauer & Co. GmbH vorstellen, wie
sie ihre administrativen Abläufe mit einer
selbst entwickelten IT-Lösung unterstützt.
Was wir brauchen, haben wir trotz intensiver
Recherche am Markt nicht gefunden
und deshalb eine auf unsere Belange
zugeschnittene Software entwickelt, so Hans-
Georg Wilk, Geschäftsführer bei Lenord. Die
Sitzung wird am 16.11. 2010 in Oberhausen
stattfinden. Sie sind herzlich eingeladen.
Mehr erfahren Sie unter www.cim-aachen.de/campus/arbeitskreise.
"Die Führungskräfte fördern und fordern die Mitarbeiter, sich aktiv in die Lean- Arbeit einzubringen. Dazu gehört auch die notwendigen Freiräume zu schaffen und Barrieren und Hindernisse im Gesamtprozess zu beseitigen."
Jürgen Zielonka
aus dem Projekt Weiterentwicklung Lean Processing bei der RAG Aktiengesellschaft
erschienen in CIM Aktuell, November 2010