Babylonische Sprachverwirrung
Eine Datenbank schafft das Format-Wirrwarr bei grafischen Werkzeugdaten ab
.Von ANNIKA HERZ
Mit den vier Buchstaben GTDE wird Götz Marczinski den Herstellern und Anwendern von Präzisionswerkzeugen demnächst Geld, Zeit und Arbeit ersparen. Marczinski ist Geschäftsführer der CIM GmbH Informations- und Produktionsmanagement, Aachen, einem Beratungsunternehmen und Software-Anbieter für Industriebetriebe. GTDE steht für „Graphical Tool Data Exchange“, also für „Austausch von grafischen Werkzeugdaten“. Und damit sind CAD-Zeichnungen gemeint, die exakt die Abmessung, Form und Funktion von Präzisionswerkzeugen beschreiben. Diese Zeichnungsdaten benötigen Anbieter und Anwender von Präzisionswerkzeugen, um miteinander ins Geschäft zu kommen.
Die Werkzeughersteller lielern sie quasi wie eine Gebrauchsanleitung zusammen mit den Geräten an ihre Kunden. Die können daraus ersehen, wie sie die Maschinen einzustellen haben, an denen die Hightech-Werkzeuge zum Einsatz kommen sollen. Nur mit diesen Daten kann die Produktion reibungslos laufen.
Aus den ermittelten Daten lässt sich zum Beispiel die benötigte Einstellung von Werkzeughalterungen oder die richtige Lage der zu bearbeitenden Werkstücke ablesen. Zudem können die Anwender mit diesen Daten vor dem Anfahren der Serienfertigung am Computer den Produktionsprozess simulieren und so mögliche Probleme vorab auszuschalten.
Teure Datenanpassung
Theoretisch zumindest. Denn in der Praxis zeigt sich immer wieder, dass fast jeder Großkunde der Präzisionswerkzeug-Hersteller bei diesen Werkzeugdaten hauseigene Formate verwendet. Es kommt sogar vor, dass die verschiedenen deutschen Werke beispielsweise eines Automobilherstellers mit jeweils eigenen Datenformaten hantieren. Folge: Die mittelständischen Unternehmen müssen bei jeder neuen Lieferung Zeit und Geld in das Anpassen ihrer Werkzeugdaten an das von ihrem Kunden gewünschte Format stecken.
Dieses Problem will der CIM-Geschäftsführer Marczinski lösen. Sein Unternehmen arbeitet im Auftrag des Vereins Graphical Tool Data Exchange – Standard Open Base e. V., den Mitgliedsunternehmen des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge vor rund einem Jahr gegründet haben. Für diesen Verein betreibt CIM eine gleichnamige Datenbank, die die Werkzeugdaten verwalten soll. Der Vorteil dieser Datenbank: Die Anbieter von Präzisionswerkzeugen brauchen ihre Zeichnungsdaten nur noch in einem einzigen Standard-Format abzuliefern. Die Software arbeitet die Daten dann automatisch jeweils in das Format um, das ein spezieller Anwender gerne hätte.
Ein funktionierender Prototyp von GTDE steht bereits im Internet. Ab März kommenden Jahres soll die Datenbank dann in ihrer Endversion online gehen. Allerdings, so berichtet der CIM-Geschäftsführer, zögerten die Abnehmer von Präzisionswerkzeugen noch, sich bei dem Server anzumelden. Denn das Konzept von GTDE sieht vor, dass beide Seiten für das Verwalten und Umformatieren der CAD-Zeichnungen bezahlen. Bislang jedoch haben die Anwender von Präzisionswerkzeugen die Zeichnungen kostenlos in ihren jeweils gewünschten Datenformaten bekommen. Weil beide Seiten einen Nutzen von der neuen Einrichtung haben, hofft Marczinski darauf, dass auch beide Seiten mitmachen werden. „Denn“, so sagt er, „ein Werkzeug ohne Daten heißt Warten.“