Bauteile auf der Überholspur
Thomas Pehl , Projektleiter bei der CIMAachen
Helbako will seine Umlaufbestände um mehr als 50 Prozent senken. Um das Ziel einer bestandsarmen, fließenden Fertigung zu erreichen, führte das Unternehmen zusammen mit der CIMAachen ein ‚Value Stream Design‘ durch. Dabei neu: der strukturierte Einsatz der Elemente des Lean Managements und die Gestaltung des ganzen Wertstromes vom Wareneingang zum Versand aus Sicht der Kundenbedarfe.
Ralf Burmester, Geschäftsführer der Helbako GmbH, schätzt den direkten Weg. So lässt sich auch seine Forderung erklären, künftig in seinem Unternehmen auf eine bestandsarme Fertigung mit kurzen Durchlaufzeiten zu setzen. Eine knifflige Herausforderung, angesichts der großen Variantenvielfalt. Annähernd 100 verschiedene Elektronikbaugruppen in kleinen und mittleren Serien entwickelt und produziert Helbako für die Automobilbranche. Die Stückzahlen variieren von wenigen Dutzend bis zu mehreren Tausend je Lieferabruf und werden in drei verketteten Fertigungsbereichen hergestellt.
Die Produkte durchlaufen sowohl automatische als auch manuelle Bestückungslinien und Teststationen. Wenige kapitalintensive SMD-Automaten mit hoher Bestückungsleistung versorgen so beispielsweise eine große Anzahl Handbestückungsplätze, die wiederum wenige Incircuit Tester bedienen.
"Diese Struktur verhindert heute eine produkt- beziehungsweise kundenorientierte Segmentierung", weiß Burmester. Daher setzte er auf das Value Stream Design, um trotzdem alle nötigen Einzelaktivitäten für eine fließende Fertigung zu erkennen und strukturiert abzuarbeiten.
Mithilfe der CIMAachen wird zur Zeit die gesamte Produktion bei Helbako durchleuchtet und das Material „in Bewegung“ gesetzt.
Werden bei der Gestaltung des Materialflusses die zuvor genannten Bedingungen vernachlässigt, lehrt die Erfahrung, dass man nach ersten Analyseerfolgen die Überleitung in die Praxis nicht findet. Die Vergangenheit zeigte wiederholt, dass die - anfangs sinnvolle - Beschränkung auf eine Produktgruppe Probleme bereitet. Helbako entschloss sich deshalb, von Anfang an das gesamte Produktspektrum in die Gestaltung des Zielbildes mit einzubeziehen.
Mittels Value Stream Mapping wurde der übergreifende Informations- und Materialfluss mit allen bestandsrelevanten Daten erfasst und gemeinsam mit den Mitarbeitern der Fertigung alternative Sollzustände entwickelt.
Diese wurden mit einer Skalierungsrechnung untermauert und so das Zielbild der Produktion von morgen fixiert. Gleichzeitig ergaben sich daraus direkt die Einsparungseffekte und somit logische Reihenfolge notwendiger Maßnahmen. Burmester konnte dabei die bereits laufende Bildung von Fertigungszellen nach dem Prinzip des One-piece-flow in das Gesamtkonzept integrieren. Alle direkten und indirekten Bestandsverursacher im Wertstrom werden nunmehr schrittweise sichtbar und systematisch abgearbeitet.
Das erarbeitete Zielszenario stimmt den Geschäftsführer zufrieden. Die Umlaufbestände können demnach nämlich um über 50 Prozent reduziert, die Durchlaufzeiten auf wenige Tage gesenkt werden.
erschienen in Automobil-Elektronik 2004