Die marktorientierte Ausrichtung der Supply Chain bei RAUCH
Ingo Laqua
Flexibler auf ein verändertes Marktumfeld zu reagieren war auch eine zentrale Zielsetzung der RAUCH Landmaschinenfabrik GmbH bei der Optimierung ihrer Supply Chain. Das 1921 gegründete Familienunternehmen mit Sitz in Sinzheim besitzt als Kernkompetenz das Dosieren und Verteilen von Granulaten. Diese Technologie findet Anwendung in Produkten wie Maschinen und Anlagen für die Dünge- und Sätechnik oder Winterdienststreuer.
Markt erzeugt Handlungsbedarf
Die Herstellung dieser Geräte unterliegt
saisonbedingt starken Schwankungen. Eine
Erhöhung der Komplexität ergab sich in den
letzten Jahren einerseits durch ein starkes
Umsatzwachstum, andererseits durch einen
enormen Anstieg der Variantenvielfalt.
Diese externen Einflussfaktoren sowie eine
hohe Intransparenz bzgl. der Material- und
Kapazitätsressourcen führten im Endergebnis
dazu, dass die Termintreue immer schlechter
wurde sowie Produktivität und Mitarbeitermotivation
zusehends sanken. Intern wurde
die Ursache für diese Missstände vorrangig
in einem unzureichenden Planungstool
sowie einer mangelhaften Buchungsdisziplin
gesehen.
Flexibilisierung der Fertigung
Um diesen Trends entgegenzuwirken, entschloss
sich die Fa. RAUCH zu einer systematischen
Harmonisierung der Supply Chain.
Ziel dabei war es, auf der Marktseite Kundenaufträge
nach Möglichkeit nicht mehr
zu verschieben, wenn sie einmal im System
eingelastet waren. Intern sollte ein machbarer
Arbeitsvorrat für alle Arbeitsplätze eingeplant
werden, um die Kundentermine nicht aufgrund
einer schlechten internen Termintreue
zu gefährden. Auf Seite der Lieferanten sollte
eine Beschaffung von Kaufteilen im Rahmen
der hinterlegten Wiederbeschaffungszeit
realisiert werden, um Fehlteile während der
Bearbeitung auszuschließen.
Unterstützt wurde dieser Prozess mit der Einführung des APS-Systems WAY SCS von der Wassermann AG. Das System sollte dabei die zuständigen Mitarbeiter der Supply Chain nicht von ihren Aufgaben entbinden, jedoch sicherstellen, dass bewusste Entscheidungen aufgrund einer transparenten Basis getroffen werden. Hierzu gehörten u.a.:
- die Entschärfung von chronischen Engpässen über strategische Maßnahmen,
- die Beseitigung kurz- und mittelfristiger Engpässe durch Leiharbeiter / verlängerte Werkbank,
- das Abfedern kleinerer Kapazitätsschwankungen (10-15%) durch den Meister sowie
- das Bearbeiten von Eilanforderungen und Umterminierungen.
Ausbau der Supply Chain
Ein volatiler Markt erfordert aber nicht nur
die eigene Produktion möglichst volumenflexibel
aufzubauen. Soll die Supply Chain
über die gesamte Prozesskette wirksam sein,
so muss die Lieferantenseite entsprechend
eingebunden werden, um Fehlteile bzw. zu
hohe Bestände zu vermeiden.
RAUCH hat dies mit einem bedarfsorientierten Versorgungskonzept für A- und BArtikel realisiert, das die Lieferanten via internetbasierter VMI-Plattform (vendor managed inventory) in die Pflicht nimmt, pünktlich und in der richtigen Menge zu liefern. Hierdurch wurde erreicht, dass deutlich flexibler auf saisonale Schwankungen reagiert werden kann und gleichzeitig das in Bestand gebundene Kapital reduziert wird.
erschienen in CIM Aktuell, 01/2009