Lean Administration
Teil I: Mehr als ein Management-Hype!?
Ingo Laqua
Auf der Suche nach wirksamen Tools zur Verschlankung von Unternehmensstrukturen stößt man auf die Lean Administration, die die Vermeidung von Verschwendung in verwaltenden Unternehmensbereichen verspricht. Richtig eingesetzt, lassen sich hierdurch nachhaltige Optimierungen der Gemeinkosten realisieren.
Die Produktivität administrativer Unternehmensbereiche stellt für viele Unternehmen ein zentrales Problem dar. Die Gemeinkostenbereiche wurden bei der Verschlankung der Produktion einfach übersehen. Übersehen? Meistens war es auch nur einfacher, die offensichtlicheren Potenziale in Produktion und Lager zu realisieren und das Problemkind Verwaltung außen vor zu lassen.
Auf dem Weg zur optimierten Verwaltung
Der Unterschied zwischen administrativen
Bereichen und der Produktion liegt in erster
Linie in der Prozessintransparenz. Diese Intransparenz
lässt sich an zwei Aspekten festmachen:
- Kunden und Produkte der Administration sind nicht eindeutig. (Was produziert die Auftragsabwicklung und wer ist ihr Kunde?)
- Es ist nicht festgelegt, wie lange die Erstellung eines Produktes dauern soll. Deswegen ist die Messung der Produktivität so schwer.
Es fehlen oft die Maßstäbe, was in einer gut organisierten Produktion aus den Arbeitsplänen hervorgehen soll. Auch in der Ablauforganisation sind die meisten Produktionsbereiche weit voraus.
Die Strukturierung administrativer
Prozesse
Mit Einführung der DIN ISO 9001:2000
wurde der prozessorientierte Gedanke im
Industriebetrieb stark vorangetrieben. Die
Übersetzung der alten Qualitätsmanagement-
Dokumentation auf die neue Norm
brachte aber nicht automatisch den Prozessgedanken
mit sich.
Die durchgängig abzubildenden Kernprozesse der Administration sind:
- Angebotserstellung (demand to order)
- Beschaffung (purchase to pay)
- Auftragsabwicklung (order to cash)
- Entwicklung (concept to launch)
Hinzu kommen Stützprozesse, die vorrangig zur Unterstützung der eigenen Abläufe dienen. Hierzu gehören z. B.
- Qualitätsmanagement HR (Human Resources)
- Logistik
- Produktionsnahe Stützprozesse (Fertigungsplanung, Instandhaltung )
- Controlling.
Die Produktdefinition
Alles, was nicht der Produkterstellung dient,
ist zunächst als Verschwendung zu betrachten.
Sie erinnern sich: Wertschöpfung ist
Wertschätzung des Kunden. Deswegen ist
die Definition der Produkte so wichtig.
Ein Produkt ist somit ein abgeschlossenes
Arbeitsergebnis, das von einer nachgelagerten
Stelle (interner Kunde) benötigt wird.
Beispiele für Verwaltungsprodukte sind Angebote,
Fertigungsaufträge, Rechnungen oder
Reports. Die Notwendigkeit dieser Produkte
wird dabei grundsätzlich hinterfragt (z. B.:
Wer braucht welche Reports wofür?)
Methodisch sind die Produkte damit genau das, was bei der Prozesskostenrechnung die Kostentreiber sind. Der Trick besteht jetzt darin, nur mit den Augen des Kunden gut von schlecht zu trennen. Gut ist, was gebraucht wird, der Rest ist Verschwendung. Oder ein Vorprodukt, das als notwendiges Übel für die Endprodukte gebraucht wird. Beispielsweise ist die Einführung einer Datenbank notwendiges Übel, um eine Adressverwaltung aufbauen zu können. Fast alle IT-Themen fallen unter die Kategorie notwendiges Übel. Denn IT ist kein Selbstzweck. Lassen Sie die letzten IT-Projekte Revue passieren. Was war der eigentliche Zweck? Schneller, kürzer, alles keine Produkte! Was sollte schneller gehen? Das sind die Produkte!
Der Ruf nach IT heißt den zweiten vor dem ersten Schritt zu gehen. Der erste Schritt sollte immer Optimierung administrativer Prozesse heißen.
Fortsetzung folgt.
erschienen in CIM Aktuell, 01/2007