Marktsynchrone Produktion
Dr. Götz Marczinski
APS: Marktsynchron zu produzieren heißt, die Nachfrage des Marktes zum Taktgeber der eigenen Produktion zu machen. Mit kontinuierlicher und konsequente Organisationsentwicklung und der Einführung des APS-Systems " Felios" von Inform will Oskar Frech möglichst dicht am Markt sein.
Oskar Frech ist das klassische Beispiel für die Problematik im Maschinenbau: Wenn alle Teile da sind, sollte die Montage kein Problem sein. Tatsächlich lag die Fertigung aber mit 5500 h im Rückstand, 1800 der aktiven Aufträge waren allein für Einzelteile, und es gab Aufträge, die bis zu einem dreiviertel Jahr alt waren.
Im vergangenen Jahr entschieden die Verantwortlichen, das bestehende ERP-System (Infor PPS) um das APS-System Felios zu ergänzen. Erklärtes Ziel war, zunächst die Fertigungssteuerung zu optimieren. Für Felios sprachen die guten Referenzen und die Leistungsfähigkeit der Software.
Dass die Einführung in etwas mehr als einem halben Jahr geklappt hat, lag auch an den bereits im Vorfeld geschaffenen Voraussetzungen. Die Analyse der Geschäftsabläufe lag bereits vor, um gemäß dem organischen Wachstum und der Übernahme von Teilen des Geschäfts der Schuler AG (Müller Weingarten) die Organisation anzupassen und Schnittstellenprobleme zu lösen. Die Arbeitspläne waren bereits im Zuge der ERP-Einführung aktualisiert worden. Und die Stücklistenstruktur wurde umgestellt, um den Montageablauf in der Stückliste abzubilden.
Wohlgemerkt: Im Rahmen der APS-Einführung ist "nur" der Aufbau der Stücklisten geändert worden. Die durchdachte Produktstruktur der Frech-Maschinen lag bereits vor. Dass die Frech-Maschinen bereits aus dem Baukasten konfigurierbar waren, erspart die in vergleichbaren Projekten notwendige Komplexitätsreduzierung.
Für den Projekterfolg förderlich war außerdem die Tatsache, dass das Fertigungsumfeld "aufgeräumt" war. Flexibler Einsatz der Mitarbeiter an mehreren Maschinen, flexible Schichtmodelle und Arbeitszeitkonten konnten in Felios abgebildet werden und sind weitere Indizien für das marktsynchrone Denken.
In der Fertigung überwiegen flexible Systeme. Diese Systeme erlauben ein hauptzeitparalleles Rüsten. Dazu passt das Felios-Konzept der Arbeitsvorratsliste, die die Optimierung innerhalb gegebener Zeitintervalle erlaubt.
Rückmeldung per Barcode
Die NC-Programmierung erfolgt aufbauend auf der 3D-Geometrie.
Auch die Aufspannsituation inklusive aller Vorrichtungen ist abgebildet.
Als Engineering-Werkzeug wird Team Center von Siemens eingesetzt, es ist mit dem ERP-System Infor Com gekoppelt.
Die Betriebsdatenerfassung war ebenfalls bereits etabliert, Rückmeldungen der Arbeitsgänge erfolgen über Barcode.
Die für die Datenübernahme vom ERP-System wichtige Aufgabe der Datenaufbereitung wurde bereits von Felios aktiv unterstützt. Der sogenannte "Transfer-Report" zeigt die fehlerhaften Datensätze an, die dann auch entsprechend korrigiert werden können.
Im praktischen Einsatz ist für die Fertigung das Ergebnis erfreulich: Es gibt nur noch 420 aktive Aufträge in der Fertigung, der Rückstand ist passe. Mit großer Disziplin werden seitens der Fertigungssteuerung nur machbare Aufträge in die Fertigung gegeben.
Das Zusammenspiel von flexibler Fertigung und APS-System funktioniert vorbildlich, was sich an dem optimierten Bestandsbild zeigt. Konkret sind die Umlaufbestände halbiert worden. Der größte Benefit liegt aber in der deutlich gestiegenen Termintreue der Kundenaufträge.
Ein APS-System bestellt entsprechend der eingestellten Parameter, auch ohne konkreten Kundenbedarf. Damit steigen zunächst die Rohmaterialbestände. Im Gegenzug steigt die Verfügbarkeit und das parallel in der Produktion befindliche Auftragsvolumen sinkt. Man darf also nicht einzelne Bestandszahlen isoliert betrachten, sondern das Bestandsbild insgesamt.
Frech hat derzeit ein System im Einsatz, das die "produktiven" Prozesse lückenlos abbildet und plant. Sukzessive sollen aber auch begleitende Prozesse wie Konstruktion oder Dokumentation mit betrachtet werden.
Auf einen Blick
Vorteile von APS-Systemen
Zu den Vorteilen des APS-Einsatzes gehören:
- Stimmige Terminaussagen gegenüber Kunden
- Reduzierung der Umlaufbestände,
- Priorisierung von Aufträgen,
- Automatische erstellte Arbeitsvorratsliste
- Planung des CAM-Bereichs über eine separate Arbeitsvorratsliste.
Ein weiterer Vorteil der marktsynchronen Produktion ist, dass der Vertrieb in die Pflicht genommen wird: So beginnt das Prinzip, nur machbare Aufträge in die Fertigung zu geben, bereits im Vertrieb. Aufgrund von Prognosen werden sogenannte "Dispomaschinen" für die Grobterminierung ins ERP-System eingegeben. Eine "Dispomaschine" deckt je nach Typus zwischen 60 und 80 Prozent der benötigten Teile ab. Mit dieser Vorgehensweise kann die Lieferzeit im "Auftragsfall" in einem akzeptablen Zeitfenster gehalten werden. Das APS-System kann hierzu immer die aktuellen Informationen liefern.
Weitere Informationen zum Produkt FELIOS
erschienen in fertigung, September 2008