Six Sigma – Geheimrezept für profitables Wachstum?
Ingo Laqua
Analysten der Wall Street setzen Six Sigma stellenweise mit sicheren Gewinnsteigerungen gleich und in Industriekreisen machten die Erfolgsmeldungen aus den USA von Motorola über AlliedSignal bis zu General Electric bereits die Runde. Was aber steckt wirklich hinter diesen Erfolgsgeschichten?
Pionierarbeiten
Nachdem die Idee von Six Sigma 1979 bei Motorola geboren und erfolgreich eingesetzt wurde1), starteten nach der Phase des Experimentierstadiums die ersten „Nachahmungstäter“. AlliedSignal begann seine Qualitätsverbesserungsaktivitäten 1994 und sparte daraufhin in 1999 durch Six Sigma Projekte mehr als 600 Mio. Dollar2) ein. General Electric startete daraufhin seine Six Sigma Aktivitäten in 1995 und erzielte bereits 1997 Einsparungen von über 650 Mio. Dollar3). Die Six Sigma Akademie in Scottsdale, Arizona, schätzt die durchschnittliche Kostenreduzierung bei der Durchführung von Six Sigma Projekten mittlerweile auf 230.000 Dollar je Projekt4).
Was genau ist Six Sigma?
Six Sigma ist eine Methode – keine Strategie – zur Vermeidung von Fehlern in allen Arten von Unternehmensprozessen. Als Maßstab für die Prozessgüte wird die Six Sigma Skala verwendet. Sie dient der einheitlichen Bewertung von Unternehmensprozessen und damit als Grundlage für bereichsübergreifende Vergleiche. Wichtig ist dabei, die Vorgabegrößen, anhand derer die Prozessgüte bewertet wird, aus der Sicht des Kunden und nicht aus der unternehmensinternen Sicht festzulegen.
Auswirkungen auf den Nettoerfolg
Das Ziel auf der Six Sigma Skala zu realisieren, bedeutet die Reduzierung der Fehlermöglichkeiten auf durchschnittlich 3,4 Fehler je 1 Million Fehlermöglichkeiten. Das entspricht einer Ausbeute von 99,99966%.
Die so angestrebte Fehlerreduzierung wirkt sich auf Zähler und Nenner des Nettoerfolgs des Unternehmens aus. Der Nenner, die Kostenseite, wird durch die Reduzierung der Qualitätskosten und der entsprechenden Opportunitätskosten beeinflusst. Der Zähler wird durch die Gewinnung von Neukunden bzw. die Bindung bestehender Kundschaft aufgrund des gesteigerten Qualitätsniveaus gestärkt. Six Sigma wirkt also kostensenkend und umsatzsteigernd.
Einführung von Six Sigma
Die Einführung von Six Sigma bedeutet für ein Unternehmen in erster Linie die Qualifikation seiner Mitarbeiter. Diese sind vor allem in der methodischen Vorgehensweise für die Durchführung von Six Sigma Verbesserungsprojekten zu schulen. Die erforderlichen Schulungseinheiten erfolgen dabei sinnvollerweise sowohl „off-“ als auch „on the job“.
Durchführung von Verbesserungsprojekten
Bereits während der Qualifikationsphase werden erste Verbesserungsprojekte durch die Mitarbeiter bearbeitet. Ein Six Sigma Verbesserungsprojekt befasst sich dabei immer mit einer ganz konkreten Aufgabenstellung (z.B. Reduzierung der nichtproduktiven Zeit an der Anlage xy) und einer ebenfalls konkreten Erwartungshaltung, z.B. Realisierung eines Einsparpotenzials von xy Euro. Diese Aufgabenstellung wird dann in einem Team systematisch anhand des Six Sigma DMAIC-Zyklus abgearbeitet.
Lohnt sich der Aufwand?
Unabhängig von allen veröffentlichten Erfolgsmeldungen ist der Nutzen einer Six Sigma Einführung abhängig vom Ausmaß der fehlerbedingten Aufwände im Unternehmen. Daher ist vor Beginn der Einführung zunächst eine Bestandsaufnahme durchzuführen, aus der detailliert hervorgeht, in welchen Unternehmensbereichen welche Verbesserungspotenziale vorliegen.
Das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme zeigt zum einen das Gesamtpotenzial, welches durch die Einführung von Six Sigma realisiert werden kann und gibt darüber hinaus Informationen darüber, in welchen Unternehmensbereichen die größten Verbesserungspotenziale vorliegen.
Fazit
Six Sigma hat zwei klare Vorteile:
- Es normiert alle unternehmensinternen Maßnahmen auf eine Erfolgsskala.
- Der Maßstab ist der Nettoerfolg des Unternehmens.
Der Methodenbaukasten ist als Lehrmittel verfügbar, und somit auch in größeren Unternehmen gut zu vermitteln. Wir erkennen uns in vielen methodischen Elementen wieder, und begrüßen insbesondere die Orientierung der Maßnahmen am Nettoerfolg des Unternehmens. Festzuhalten bleibt, dass die methodische Aufbereitung neu ist, nicht die zugrundeliegende Logik. Sofern das KVP-Programm in Ihrem Unternehmen messbar auf den Nettoerfolg insgesamt ausgerichtet ist, haben Sie höchstwahrscheinlich nichts versäumt.
Quellen:
1) Harry/Schroeder, Six Sigma, campus, 2001
2) http://www.honeywell.com/ sixsig-ma/
3) Crainer, Die Jack Welch Methode, Heyne, 1999
4) http://www.isixsigma.com/me/ six_sigma/
erschienen in CIMAktuell, Mai 2002