Vom Konzept zum erfolgreichen System

Serie Werkzeugverwaltung in der Praxis, Teil 3 (Teil 1 , Teil 2 , Teil 4)

Die vorherigen Folgen dieser Serie zeigten unter anderem, dass sich der Einsatz eines Toolmanagement Systems TMS lohnt und in welchen Fällen welches System besonders effizient ist. Zusammen mit der CIM GmbH, Aachen, beleuchten wir in dieser Folge die Schritte, die nach der Entscheidung zur Einführung eines Toolmanagement Systems folgen.

Zur Auswahl und Einführung eines TMS sind vier Schritte notwendig: die Ist-Analyse, das Entwickeln des Zielzustands, die Auswahl der Software und schließlich die Implementierung. Ausgangspunkt der Ist-Analyse ist die Quantifizierung der Rahmenparameter (beispielsweise Anzahl Werkzeuge, Anzahl Maschinen, Werkzeugwechsel), um den Umfang der Aufgaben des Toolmanagements in Relation zur aktuellen Fertigungsumgebung zu bemessen. Die Quantifizierung des Ist-Zustands wird mit der Betrachtung der Kernprozesse der Werkzeugversorgung vervollständigt. Das Ziel, ein TMS einzuführen, muss einem klaren “Business Case“ folgen. Weiche Ziele, wie “verbesserte Transparenz“ oder “vereinfachter Betrieb“, rechtfertigen weder ein Investment in Zeit noch in Geld.

Redundante Werkzeuge erfassen
Deswegen müssen die Ergebnisse der Ist-Analyse bewertet werden. Dazu hat sich die “Grüne-Wiese-Planung“ des zukünftigen Toolmanagement Szenarios bewährt. Die Grüne-Wiese-Planung (auch Nullbasis-Planung) benutzt die Rahmenparameter der Ist-Analyse als Aufwandstreiber und Benchmark-Werte, um diese mit einem realistischen Mengen- und Aufwandsgerüst in Beziehung zu setzen. Das Grüne-Wiese-Szenario wird dann sehr sorgfältig der Ist-Situation gegenübergestellt. Die Analyse von Soll-Ist-Abweichungen wird zeigen, dass es sich bei vielen Schwachstellen zunächst nicht um ein Softwareproblem handelt. Es ist ein Komplexitätsproblem zu lösen, zum Großteil in redundanten Werkzeugen und unkontrollierten Beständen ausgedrückt. Deswegen müssen erst eine Reihe von Voraussetzungen mit einem quantifizierten Maßnahmenplan geschaffen werden, bevor ein TMS eingeführt wird.

Kern jedes Toolmanagement-Systems ist eine Datenbank mit entsprechenden Anwenderschnittstellen. Diese Erkenntnis hilft, den Markt für kommerzielle Anwendungssoftware zu strukturieren, die jeweils aus einer der drei folgenden Basissysteme entstanden sind: Wissensdatenbanken zur Verkaufsunterstützung der Werkzeughersteller sind in einigen Fällen zu vollständigen TMS ausgebaut worden. TDM (TDM Systems) oder Sandviks AutoTAS sind beispielsweise auf diese Weise entstanden. Ausgehend von der Hardware haben einige Unternehmen, die Voreinstell- und Messgeräte anbieten, ihr System auf den vollen Funktionsumfang eines Tool Management Systems erweitert. Ein Beispiel dafür ist Zollers Toolmanager.

Werkzeugdatenbanken von NC- Programmier- und CAM-Systemen sind für den Zweck des Toolmanagements erweitert worden, etwa Exapt BMO. In diese Kategorie fallen auch Betriebsmittelverwaltungssysteme, die beispielsweise in DNC-Systemen ihren Ursprung haben, wie der ToolDirector von Coscom oder Fasys. Softwarepakete der ersten beiden Kategorien sind eigenständige Systeme, während die dritte Kategorie meist als Modul eines umfassenden Engineering- oder Betriebsmittelverwaltungssystems angeboten wird.

Um die eigenen Anforderungen am Funktionsumfang potenzieller TMS-Software zu spiegeln, ist die entscheidende Frage, auf welcher Datenbank die Software aufbaut und welche Datenstrukturen unterstützt werden. Wenn es dazu eine allgemeine Empfehlung geben kann, dann die: “Integration sticht Funktionalität!“ Besser auf funktionierende Schnittstellen setzen als auf den “letzen Schrei“ an Funktionalität.

Welche Software auch immer ausgewählt wird, stellen Sie sicher, dass die Datenhaltung klar von der Datenverarbeitung getrennt ist. Bei kommerzieller Software sollte es ein Basismodul geben, zu dem die Datenbank gehört, und Anwendungsmodule, die entsprechend den firmenindividuellen Erfordernissen angepasst (customized) werden können. Weil keine Software ohne Daten läuft, muss sichergestellt sein, dass Möglichkeiten zur automatischen Datenübernahme vorhanden sind. Zu diesem Zweck gibt es die elektronischen Kataloge der Werkzeughersteller. Fortschrittliche TMS-Pakete stützen sich zur effizienten Datenübernahme auch auf Multi-Lieferantenkataloge wie CS-Professional.

Die Implementierung eines TMS läuft prinzipiell wie jede Softwareeinführung. Und wie alle Projekte, in denen man es mit Software zu tun hat, liegt der Erfolg in organisatorischen und strukturellen Vorbereitungen. Gestraffte Geschäftsprozesse, ein bereinigter Werkzeugbestand und eine eindeutige Beschreibungssystematik sind entscheidend für den Gesamterfolg des Systems.

Ein entscheidendes Merkmal jedes TMS ist deswegen, dass es Standarddatenformate unterstützt. Um Zeit und Aufwand bei der Datenbereitstellung zu sparen, haben sich die wesentlichen Werkzeughersteller auf einen gemeinsamen Beschreibungsstandard für Präzisionswerkzeuge geeinigt. Ein weiterer Vorteil ist, dass eine Vielzahl von Schnittstellen zu kommerziellen Softwarepaketen (NC-Programmierung, NC-Simulation) bereits vorhanden ist und nicht extra erstellt werden muss.

Es ist darüber hinaus äußerst empfehlenswert, diesen Standard als Basis für die eigene Beschreibungssystematik (Masterklassifizierung) zu nutzen, von der dann die verschiedenen Anwendungssichten abgeleitet werden können. Wie Sie erfolgreich TMS einführen, und welche Systeme dafür geeignet sind, erfahren Sie am 27. Februar 2007 in Ulm anlässlich des Semi- nars “Toolmanagement in der Praxis“.

erschienen in werkzeuge, 01-02 / 2007

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